Die Spaltung der Arbeiterbewegung zwischen Kommunismus und Sozialdemokratie prägte die
verhängnisvolle Geschichte des 20. Jahrhunderts in Deutschland entscheidend mit. In
Vergessenheit gerät dabei oft dass sich zu Beginn nicht KPD und SPD gegenüberstanden. Vielmehr
hatte sich im April 1917 die USPD in Opposition zur Burgfriedenspolitik der SPD gegründet. Sie
war an den Protesten und Massenstreiks gegen den Krieg beteiligt und trat in der Revolution
1918 19 für einen radikaleren Schnitt mit der alten Ordnung ein. Zwischen einer an Stabilität
orientierten SPD und dem zur Weltbewegung strebenden Kommunismus war für die USPD als radikalem
Flügel der sozialdemokratischen Arbeiterbewegung jedoch bald kein Platz mehr.Die kurze Phase
der USPD als Massenpartei von 1917 bis 1922 veranschaulicht dass es in den Vorstellungen der
Zeitgenossen viele Wege zu Frieden Demokratie und Sozialismus gab - in jedem Fall mehr als
zwei. Der Blick auf die USPD lädt dazu ein den offenen Zukunftshorizont der Akteure des
demokratischen Aufbruchs seit 1918 ernster zu nehmen.