Als Erfinder der Hirtendichtung ging der hellenistische Dichter Theokrit in die
Literaturgeschichte ein und prägte damit für Jahrhunderte das Gattungsspektrum der europäischen
Literatur. Die Autorinnen und Autoren dieses Bandes widmen sich der Wirkungsgeschichte des
Dichters in der Literatur der römischen Kaiserzeit (Calpurnius Siculus Longos und andere
Prosaiker) und der lateinischen und altgriechischen Literatur der Frühen Neuzeit. Sie
diskutieren die antike Rezeption und bisher unbekanntere Rezeptionszeugnisse aus der
frühneuzeitlichen Tradition. So können der Wirkungsgeschichte dieses Klassikers neue Aspekte
hinzugefügt werden. Dabei sticht nicht nur die häufige Verbindung und der Vergleich mit seinem
römischen Pendant Vergil sondern auch seine spätere Einbindung in christliche Kontexte heraus.
Auf diese Weise blieben seine Gedichte lebendig und wurden wiederholt aktualisiert - sei es
rein literarisch oder sogar wie in einem Fall in Form von Aufführungen theokriteisch
geprägter Stücke. Symbolhaft für diese immer neuen Transformationen und Verschmelzungen steht
die Junktur Hyblaea avena (hybläische sizilische Flöte) mit der der Römer Calpurnius dem
griechischen Gattungsvater in vergilischem Vokabular seine Reverenz erweist.