In vierzehn Schreibkalendern dokumentiert Eleonora Wolff Metternich zur Gracht die Zeit ihrer
Vormundschaft über ihren minderjährigen Sohn. Die von ihr verfassten Einträge erlauben
Einblicke in unterschiedliche Handlungsbereiche einer niederadligen Witwe in der ersten Hälfte
des 18. Jahrhunderts. Dazu gehören neben der praktischen Herrschaftsverwaltung und
Prozessführung auch die Verbindungen zum Kölner Kurfürstenhof und die familiären Beziehungen
zum Adelsgeschlecht der Schönborns - insbesondere zu Franz Georg von Schönborn. Alle vermerkten
Aktivitäten verfolgen ein Ziel: Den Status und Besitz des Geschlechts zu erhalten und den Erben
bestmöglich auf die Übernahme der Herrschaft vorzubereiten. Er und seine Ausbildung stellen
dabei das einende Element aller Eintragungen dar die aufgrund ihres sachlichen Stils wohl vor
allem Rechenschaft über das vormundschaftliche Handeln ablegen sollten. Ganz selten wird dabei
auch die Persönlichkeit ihrer Verfasserin sichtbar die sich dank der für den rheinischen Adel
einmaligen Quellen ins kollektive Gedächtnis eingeschrieben hat.