Ausreichende Lesefertigkeiten gelten in einer schriftbasierten Kultur als unverzichtbare
Grundvoraussetzung individueller Entwicklung zwischenmenschlicher Kommunikation und
gesellschaftlicher Partizipation. Dass etwa 20 Prozent unserer Kinder und Jugendlichen nicht
gut genug lesen können wissen wir aus nationalen und internationalen Vergleichsstudien. Zudem
gibt es erhebliche Disparitäten der Lesekompetenzen im Hinblick auf das Geschlecht die soziale
Herkunft und den Zuwanderungsstatus. Wenn Bildungsergebnisse eng mit askriptiven Merkmalen wie
etwa der sozialen Herkunft kovariieren irritiert dies das Gerechtigkeitsempfinden. Denn die
sozialen Ungleichheiten laufen dem meritokratischen Versprechen - Aufstieg durch Bildung ist
möglich - zuwider. Der Erwerb von Lesekompetenzen ist mit der sozialen Herkunft der Kinder
assoziiert weil die Qualität familiärer Sozialisationsprozesse die Entwicklung der Sprache
der Lernvoraussetzungen im Allgemeinen und der Vorläuferfertigkeiten des Schriftspracherwerbs
im Besonderen beeinflusst. Frühe Benachteiligungen erfahren Kinder die in ungünstigen
familiären Lernumwelten aufwachsen. Dies unterminiert die scheinbar gleichen Startchancen und
beeinträchtigt die individuelle Kompetenzentwicklung. Bildungsinstitutionen können mehr tun
damit sich die sozialen Disparitäten nicht weiter vergrößern. Auch Eltern müssen mehr
Verantwortung übernehmen.