Der italienische Humanist Leon Battista Alberti (1404-1472) hat mit seinen gut fünfzig
Intercenales ein neulateinisches Meisterwerk aus thematisch und stilistisch sehr
abwechslungsreichen Kurzprosastücken geschaffen. Je nach Gesichtspunkt als 'dramatische'
Dialoge Miniaturkomödien Fabeln Kurzgeschichten Novellen Briefe Satiren Invektiven usw.
klassifizierbar wurden sie von Alberti wohl 1443 zu 'Prosagedichtbüchern' zusammengestellt.
Die Autorinnen und Autoren zeigen wie Albertis lateinische 'Tischgespräche' hohe sprachliche
Virtuosität gedankliche Prägnanz und psychologischen Tiefblick (der bisweilen
auto-psychoanalytische Züge eines traumatisierten Außenseiters annimmt) mit raffinierten
Schichten der Antikerezeption verknüpfen die kaleidoskopartig immer neue Bedeutungsdimensionen
generieren. Ein desillusioniertes und schonungsloses oft erstaunlich aktuell wirkendes und
doch ganz der italienischen Frührenaissance verhaftetes Weltbild spricht aus diesen nicht
selten symbolisch-allegorisch verschlüsselten Kleinodien die mit der Verve eines Angry Young
Man überkommene ethische und ästhetische Wertehierarchien in Frage stellen.