Die pommersche Universität in Greifswald war in der Frühen Neuzeit weitgehend eigenfinanziert
und selbstverwaltet. Die Verwaltung ihrer Finanzen oblag dem Professorenkollegium und einem
akademischen Finanzverwalter dem Procurator. Unter ihrer Leitung überstand die kleine und
abgelegene Universität Kriege und Wirtschaftskrisen meisterte fehlkalkulierte Großbauprojekte
und setzte mit leeren Kassen landesherrliche Reformbestimmungen um. Wie gelang ihr das? Indem
sie sich heillos verschuldete sagten bereits einige Zeitgenossen und so auch die gängige
Universitätshistoriographie. Indem sie sich geschickt des regionalen Kreditwesens bediente und
gezielt ihre Position als sichere Anlagebank ausbaute sagt Elisabeth Heigl. Auf der Basis
einer statistischen Auswertung zehntausender Seiten aus 240 Jahren Rechnungsbuchüberlieferung
gründet Heigl erstmals eine Langzeituntersuchung von Funktionsweisen und Strategien einer
korporativen Finanzverwaltung in der Frühen Neuzeit. Sie beschreibt ausführlich sowohl die
allgemeine Finanzverwaltung als auch die ökonomischen Bereiche einer frühneuzeitlichen
Universität: Personalbesoldung Gebäudeerhalt und -bau Stiftungs- und Stipendienverwaltung
sowie ein regelrechtes akademisches Kapitalwesen.