Menschliche Sprache ist vielfach mehrdeutig. Umgekehrt gibt es für ein und dieselbe
Bedeutungsinformation in der Regel eine Vielzahl unterschiedlicher Formulierungsmöglichkeiten.
Menschen haben mit beidem kein Problem: Sie gehen mit Mehrdeutigkeit souverän um finden im
Allgemeinen mühelos die passende Interpretation für einen Ausdruck und sind problemlos in der
Lage aus den alternativ möglichen Formulierungen die im Kontext jeweils angemessene
auszuwählen. Der Schlüssel zu dieser erstaunlichen Fähigkeit des Menschen ist die Tatsache
dass Sprachverstehen und Sprachproduktion im Kontext erfolgen und durch kontextbasierte
Erwartungen gesteuert werden. Manfred Pinkal beschreibt die Modellierung des Zusammenhangs
zwischen Mehrdeutigkeit Ausdrucksvielfalt und kontextueller Erwartung mit Methoden der
Computerlinguistik und der mathematischen Informationstheorie. Er zeigt wie die Modellierung
durch die Kombination von computerlinguistischen mit kognitions- und neuropsychologischen
Verfahren empirisch validiert werden kann.