Mitte der 1970er Jahre geriet die Kernenergie in der Bundesrepublik vor dem Hintergrund
wachsender gesellschaftlicher Widerstände in eine tiefgreifende Krise. Die Träger der
kerntechnischen Infrastruktur insbesondere Energiewirtschaft und Herstellerindustrie
reagierten zunächst zögerlich ab Anfang der 1980er Jahre jedoch zunehmend entschieden auf den
Verlust der nuklearen Zukunft. In ihrem Versuch der Kernenergie neue Perspektiven zu eröffnen
bauten sie die atomare Stromerzeugung zu einem umfassenden Sicherheitsversprechen für eine
Gesellschaft auf die sich in den Dekaden nach dem Ende des Nachkriegsbooms mit einer Vielzahl
ökonomischer und ökologischer Krisenphänomene konfrontiert sah. Zugleich arbeiteten die Akteure
der Nuklearwirtschaft daran die mit der Kernenergie verbundenen Risiken durch eine
vertrauensbildende Kommunikationsstrategie zu entkräften und so gesellschaftliche Ängste
einzudämmen. Sascha Brünig zeigt dass die Maßnahmen den Abstieg der Atomindustrie nicht
aufhalten konnten. Und doch trug die Öffentlichkeitsarbeit durch die Herausbildung ökonomischer
und ökologischer Effizienzversprechen dazu bei energie- und umweltpolitische Diskurse
nachhaltig zu beeinflussen.