Die schlesische Leinwandherstellung war in der frühen Neuzeit eng mit dem transatlantischen
Sklavenhandel und der Plantagensklaverei verbunden. Leinwand aus Schlesien wurde an der Küste
Westafrikas gegen Versklavte eingetauscht. In den amerikanischen Kolonien diente sie sowohl zur
Bekleidung der dorthin Verschleppten als auch der europäischen Einwanderer. Die
Leinwandkaufleute aus den schlesischen Gebirgshandelsstädten Hirschberg Greiffenberg
Landeshut Schmiedeberg und Waldenburg drückten die Verkaufspreise für die Gewebe auf ein
wettbewerbsfähiges Niveau indem sie als Gutsherren untertänige Spinner und Weber ausbeuteten.
Anka Steffen zeigt wie sich die Riesengebirgsregion Schlesiens seit dem 16. Jahrhundert als
Gewerberaum im Kontext globaler Waren- und Menschenströme entwickelte. Sie veranschaulicht die
Verflechtung zwischen schlesischer Leibeigenschaft und Plantagensklaverei sowie deren
strukturelle Auswirkung auf die Region bis ins 20. Jahrhundert jenseits ideologischer
West-Ost-Gegensätze. Der Band wurde ausgezeichnet mit dem Martin Behaim-Preis (Gesellschaft für
Globalgeschichte) dem Karin-Biermann-Preis (Stiftung Kulturwerk Schlesien) und dem Georg R.
Schroubek Dissertationspreis (Sonderfonds Östliches Europa).