In der Debatte über den Aufstieg nationalistischer und illiberaler Parteien ist ein altes
Gespenst wieder aufgetaucht - das Gespenst der liberalen Kosmopoliten: gut ausgebildete
international vernetzte Wissenschaftlerinnen Journalisten oder Politikerinnen die sich
gegenseitig ihrer moralischen Überlegenheit versichern. Die Kluft zwischen Kosmopolitinnen und
heimatverbundenen Kommunitaristen gilt als einer der zentralen Konflikte unserer Zeit. Eine
zutreffende Diagnose? Oder ist die Vorstellung von entwurzelten liberalen Eliten bloß ein
Zerrbild? Der Psychoanalytiker und Publizist Carlo Strenger kennt diese Gruppe nur allzu gut:
weil er selbst zu ihr gehört - und aus dem Alltag seiner therapeutischen Praxis. Anhand
einschlägiger soziologischer Literatur verallgemeinert er seine Befunde. Ja so die
selbstkritische Einsicht die liberalen Eliten sind oft zu arrogant. Und dennoch brauchen wir
ihre Expertise. Strenger schließt mit einem doppelten Plädoyer: für mehr Bodenständigkeit unter
den liberalen Kosmopolitinnen und eine liberal-kosmopolitische Grundausbildung für alle.