»Immer deutlicher zeichnet sich ja ab daß Johnson - der Autor der Jahrestage-Tetralogie -
neben wenn nicht vor Grass und Böll als umfassender hellsichtiger unbestechlicher Chronist
des gesamtdeutschen Schicksals begriffen werden muß. Als Schriftsteller von weltliterarischem
Rang« - so urteilte Joachim Kaiser in der Süddeutschen Zeitung im Jahr 1992.In dem
Kulminationspunkt seines Schaffens in den Jahrestagen erzählt der »Genosse Schriftsteller«
beginnend mit dem 20.August 1967 in tagtäglichen Eintragungen bis zum 20. August 1968das Leben
von Gesine Cresspahl und ihrer zehn Jahre alten Tochter Marie. Beide leben nun in New York. Von
dem Leben in dieser amerikanischen Großstadt berichten die Jahrestage und zugleich erzählt
Gesine ihrer Tochter »für wenn ich tot bin« die Geschichte der Familie Cresspahl so wie
diese lebte im Mecklenburg der dreißiger Jahre während der Herrschaft der Nationalsozialisten
in der sich anschließenden sowjetischen Besatzungszone und den ersten Jahren der DDR. Um
»Jahrestage« handelt es sich also in der zweifachen Bedeutung des Wortes. Erzählt werden die
einzelnen Tage in einem Jahr das mit der Invasion der Truppen des Warschauer Paktes in die
CSSR endet und zugleich besondere erinnerungswerte Tage im Erleben der heranwachsenden
Mecklenburgerin. Das Besondere der Erzählweise Johnsons besteht nicht nur in dem lebhaften
Panorama New Yorks und der Nachzeichnung der Einflüsse der unterschiedlichsten
Gesellschaftssysteme auf den einzelnen sondern auch in der humor- und liebevollen Weise in
der Uwe Johnson uns seine Gestalten vor Augen führt.