Ein Gespenst geht um in Europa ja in der ganzen Welt - das Gespenst der Cancel Culture. Glaubt
man diversen Zeitungen dürfen insbesondere weiße Männer jenseits der vierzig praktisch nichts
mehr sagen wenn sie nicht ihren guten Ruf oder gar ihren Job riskieren wollen. Ist da etwas
dran? Oder handelt es sich häufig um Panikmache bei der Aktivist:innen zu einer Gefahr für die
moralische Ordnung stilisiert werden um ihre berechtigten Anliegen zu diskreditieren? Der
Ursprung der Cancel Culture wird üblicherweise an US-Universitäten verortet. Adrian Daub lehrt
im kalifornischen Stanford Literaturwissenschaft. Er zeigt wie während der Reagan-Jahre
entwickelte Deutungsmuster über Campus-Romane verbreitet und auf die Gesellschaft insgesamt
übertragen wurden. Man pickt einige wenige Anekdoten heraus und reicht sie herum was auch
hierzulande zu einer verzerrten Wahrnehmung führt. Anhand quantitativer Analysen zeichnet Daub
nach wie diese Diagnosen immer weitere Kreise zogen bis sie auch die Twitter-Kanäle deutscher
Politiker erfassten.