Was ist ein Medium? Die zeitgenössische Mediendebatte rekonstruiert Medien zumeist in Begriffen
technischer Mittel und Apparate und (v)erklärt sie zum archimedischen Punkt unseres
Weltverhältnisses. Das neue Buch von Sybille Krämer unternimmt einen Perspektivenwechsel: Was
bedeutet es wenn wir Medien nicht als Mittel sondern als Mitte und Mittler bestimmen? Die
Antwort darauf wird durch das »Botenmodell« gegeben das Übertragung als ein
kulturphilosophisches Schlüsselkonzept ausweist. Der Bote erscheint in diesem Zusammenhang als
die Figur eines Dritten der zwischen heterogenen Welten plaziert ist und damit Kommunikation
und Austausch ermöglicht.Die kulturstiftende Leistung des Übertragens wird am Beispiel der
imaginären Figur des Engels der Krankheitsübertragung durch Viren der Eigentumsübertragung
durch Geld der Sprachübertragung in der Übersetzung der Gefühlsübertragung in der
Psychoanalyse und schließlich der Übertragung von Wahrnehmung und Wissen durch Zeugen
analysiert. »Aisthetisierung« - im Sinne des Wahrnehmbarmachens eines Abwesenden bzw. eines
Unsinnlichen - erweist sich dabei als die Elementaraufgabe von Medien.Sybille Krämer will mit
ihrem Buch den Boden bereiten für eine kritische Auseinandersetzung mit unserem demiurgischen
Selbstverständnis als Homo faber bzw. Homo generator. Was bedeutet es wenn wir uns eher als
Bote denn als Macher und Konstrukteur begreifen?