gai Mori wie sich Rintar Mori (1862-1922) als Schriftsteller nannte eine der im neuzeitlichen
Japan nicht seltenen Doppelbegabungen hatte neunzehnjährig als jüngster Arzt seines Landes die
Universität verlassen in Deutschland Hygieneforschung betrieben war Chef des japanischen
Heeressanitätswesens geworden als Übersetzer von Goethe Hauptmann Hofmannsthal Ibsen
Strindberg Maeterlinck u. a. berühmt als Novellist Dramatiker und Essayist weithin bekannt
als er 1909 mit Vita sexualis öffentliches Ärgernis erregte.Die Nummer der Zeitschrift Subaru
(Die Pleíaden) in der sein »der Moral abträglicher« Text erschienen war wurde verboten. Nicht
weniger scharf äußerten sich Anhänger der die japanische Literatur beherrschenden
Naturalismustheorie: was gai Mori als Erzählung ausgebe sei nicht Schöne Literatur sondern
Wissenschaft.In der Tat hatte der Autor dem gängigen einen »geistigen« Naturalismus
entgegensetzen wollen und in der Überzeugung eine reine Fiktion könne die dem Gegenstand
gebührende Wahrhaftigkeit nicht erbringen seine eigene Entwicklung protokolliert. Die kühle
ironisch-distanzierte auf Redlichkeit und Detailtreue bedachte dennoch poetische Chronik gilt
nun aufgrund eben dieser Eigenschaften als ein Klassiker der frühen japanischen Moderne.