Die Atombombe und der Kalte Krieg aber auch die Währungsreform und das Wunder von Bern
kennzeichnen eine Epoche in der die Vergangenheit unaussprechbar schien und die Zukunft
bedrohlich. Das Gefühl in einer Zeit ohne Ein- und Ausgang ohne Richtung und ohne Schutz zu
leben beschreibt Hans Ulrich Gumbrecht in seinem neuen Buch als zentral für die Stimmung nach
1945: Er nennt es Latenz. In diesem Panorama der Nachkriegszeit begegnen wir nicht nur Beckett
Heidegger oder Camus sondern auch einem Kind das 1948 in einer zerbombten deutschen Stadt zur
Welt kommt. Gumbrecht experimentiert mit einer Form der Darstellung die persönliche
Erinnerungen in Spannung zur Weltgeschichte setzt. Auf diese Weise gelingt es ihm zu erklären
warum jene Epoche unser Leben bis heute prägt. Nach 1945 ist eine Genealogie der Gegenwart die
mit Präzision und Blick für große Zusammenhänge erklärt wie wir wurden was wir sind. Damit
löst der Autor einmal mehr den Anspruch ein zu den weltweit bedeutendsten Intellektuellen
unserer Zeit zu gehören.