Milene die Anstößige - kennt sie nicht die Rücksichten und das kluge Doppelspiel womit die
Vernünftigen sich in der Gesellschaft bewegen? Mit ihrer befremdlichen Direktheit bringt sie
zwei streng getrennte Welten durcheinander. Und seltsam am Ende ist sie obwohl von ihrer
Familie hintergangen die einzige die gefunden hat was sie sucht. Von ihren großspurigen
Verwandten wird Milene die als Waise bei ihrer Großmutter aufgewachsen ist als kindisch
zurückgeblieben abgetan und als sie nach dem Verschwinden und unwürdigen Tod der Großmutter
nicht zurückfindet in ihre Welt flüchtet sie sich zu der dunkelhäutigen und vielköpfigen
Einwandererfamilie von den Kapverden auf die sie bei der Suche nach ihrer Großmutter gestoßen
war. Die Fremden nehmen Milene verwundert und liebevoll auf in ihre Welt. Als sie eine
Liebesbeziehung mit Antonino einem Sohn der schwarzen Matriarchin eingeht und von einer
Heirat nicht abzuhalten ist zeigt sich Milenes bürgerliche Verwandtschaft in aller kalten
Durchsetzungsfähigkeit. Aber es ist als prallten die Pläne in denen Milene nichts als ein
Entsorgungsfall ist an ihrer Unbekümmertheit an ihrer so berührenden Direktheit ab. Lídia
Jorge ist eine psychologische Erzählerin von eindringlicher Kraft. Und sie ist eine große
Realistin der es gelingt mit Milenes Geschichte ein ganzes Gesellschaftsbild aus unserer
Gegenwart zu zeichnen.