Auf Freuds Lehre daß die freie Befriedigung der Triebansprüche unvereinbar mit einer
kultivierten Gesellschaft sei sich gründend untersucht Herbert Marcuse (1898-1979) das
Verhältnis zwischen individueller Freiheit und kulturellem Fortschritt. Er läßt entschlossen
die Praxis der Psychoanalyse beiseite und konzentriert sich auf deren Philosophie der er durch
Verbindung mit politischer Wissenschaft und Soziologie weiterhilft. Alexander Mitscherlich
(1908-1982) beschreibt Freuds Lebenswerk unter dem Aspekt des Versuchs die Welt besser zu
bestehen. Die Leidenschaft zur Perfektionierung der Dinge ist heute zu einem universellen
Faktor geworden die Entscheidung für ein zukünftiges erträgliches Dasein der Menschheit hängt
jedoch davon ab ob in unserer Zeit auch eine neue Leidenschaft zur Selbsterkenntnis des
Einzelnen geweckt werden kann. Die Psychoanalyse als »Instrument der Wahrheit über uns selbst«
ist eine Technik der Selbsterfahrung. Indem sie die Ich-Kräfte stärkt hilft sie dem Einzelnen
sich in seiner Innenwelt wie in der sozialen Umwelt täuschungsfreier zu orientieren.