Die Erhaltung der Biodiversität der Erde ist eines der Hauptziele des UN-Zukunftsprozesses. Das
soll erreicht werden durch das Bewahren einer statischen Weltsicht. Auch der moderne
Naturschutz setzt auf das Gleichgewicht im Naturhaushalt und damit auf eine statische
Konzeption der Ökologie. Josef H. Reichholf der als enfant terrible des Umweltschutzes gilt
stellt diesen Ansatz radikal in Frage. Er argumentiert: In einer sich wandelnden Welt können
Zukunftsziele nicht auf Zustände von gestern oder vorgestern bezogen werden. Ungleichgewichte
sind die Triebkräfte der natürlichen Evolution und der wirtschaftlichen und sozialen
Entwicklungen. Gleichgewichte dagegen führen zu Erstarrung in ihrer endgültigen Form sind sie
der Tod allen Lebens. Unsere Zeit braucht dringend eine Abkehr von der konservativen
Philosophie der Ökologie. Das Streben nach dem Gleichgewicht stellt zwar eine innere
Notwendigkeit für die Körperlichkeit des Menschen dar aber eine darauf begründete Weltsicht
mutiert zum Ökologismus und wird eine Pseudoreligion mit fundamentalistischen Zügen. Deshalb
gilt es hinreichend stabile Ungleichgewichte zu finden und zu entwickeln - natürliche wie
menschliche Vielfalt weisen uns Wege dazu. Mit seiner Publikation Eine kurze Naturgeschichte
des letzten Jahrtausends die als bestes Sachbuch des Frühjahrs 2007 ausgezeichnet wurde löste
Reichholf eine heftige Kontroverse über die Folgen des Klimawandels aus.