»Der Krieg und die Konstellation die ihn mit sich brachte hat mich dazu geführt einige
Gedanken niederzulegen von denen ich sagen kann daß ich sie an die zwanzig Jahre bei mir
verwahrt ja verwahrt vor mir selber gehalten habe.« Mit diesen Worten charakterisierte Walter
Benjamin seine Thesen »Über den Begriff der Geschichte« die letzte Arbeit die er - im
Frühjahr 1940 - abschließen konnte. Er fügte hinzu: »Daß mir nichts ferner liegt als der
Gedanke an eine Publikation dieser Aufzeichnungen brauche ich nicht zu sagen. Sie würde dem
enthusiastischen Mißverständnis Tor und Tür öffnen.« Die Fülle einander widersprechender oder
sogar ausschließender Deutungen welche den bald nach Benjamins Tod dennoch publizierten Thesen
zuteil wurde hat seine Befürchtungen bestätigt. Sie bestätigte aber gleichfalls Rang und
Bedeutung der geschichtsphilosophischen Thesen an denen keiner vorbeikann der am
gegenwärtigen Stand der Geschichtsphilosophie im Ernst interessiert ist. Der vorliegende Band
bringt zum überwiegenden Teil eigens für ihn verfaßte Aufsätze über Benjamins Thesen. Neben
Gesamt- und Teilinterpretationen stehen Beiträge die an einzelne Benjaminsche Theoreme
anschließen und sie weiterzutreiben versuchen.