Michel Foucault und seine Mitarbeiter sind im Zusammenhang von Untersuchungen zur Geschichte
der Beziehungen zwischen Psychiatrie und Strafjustiz auf den Fall Rivière gestoßen über den
1836 eine ungewöhnlich umfangreiche Dokumentation publiziert worden war u. a. ein Memoire
Pierre Rivières über die Beweggründe zu seiner Tat: der Ermordung seiner Mutter seiner
Schwester und seines Bruders. Warum hat sich über diese Dokumentation - und insbesondere über
das Memoire Pierre Rivières - nachdem sie einmal das lebhafte Interesse der Ärzte erregt hatte
alsbald wieder absolutes Schweigen gebreitet?Die Autoren der »Anmerkungen« zu den im ersten
Teil des vorliegenden Bandes abgedruckten Dokumenten analysieren einige auf den ersten Blick
verdeckte Funktionen der vielfach sich überlagernden sich kreuzenden und gegeneinander
gerichteten Diskurse die scheinbar alle von derselben Sache sprechen - einem Fall von
Verwandtenmord - gleichzeitig aber Gefechte sind. So kämpfen die Ärzte gegeneinander gegen
die Justiz und gegen Rivière so kämpft die Justiz u. a. um die Anerkennung medizinischer
Gutachten und die Zuerkennung mildernder Umstände so sind die Zeugenaussagen von Dorfbewohnern
auch Versuche mit dem in ihrer Mitte begangenen Verbrechen fertig zu werden ...Das Dossier
wurde zusammengestellt bearbeitet und mit Anmerkungen versehen im Rahmen einer Kollektivarbeit
am Collège de France von: Blandine Berret-Kriegel Gilbert Burlet-Torvic Robert Castel Jeanne
Favret Alexandre Fontana Michel Foucault Georgette Legée Patricia Moulin Jean-Pierre Peter
Philippe Riot Maryvonne Saison.