Am Anfang jeder Theoriebildung in der Soziologie steht die Praxis. Für kaum einen anderen gilt
dies mehr als für Pierre Bourdieu dessen soziologische Forschung und Begriffsbildung auf
unvergleichliche Weise von den alltäglichen Lebensvollzügen ausging und stets an ihnen Maß
nahm. Exemplarisch zu studieren ist dieses Vorgehen an seinem berühmten Buch Entwurf einer
Theorie der Praxis. Nicht die theoretische Intuition steht hier am Anfang sondern drei
meisterhafte ethnologische Studien über die kabylische Gesellschaft und deren Vorstellungen und
Praktiken von Ehre Verwandtschaft und Austausch an die sich der eigentliche Entwurf
anschließt. Hier glänzt Bourdieu nicht nur als Soziologe sondern auch als
Wissenschaftstheoretiker und Kulturphilosoph der die Bedingungen von Zivilisation im
Spannungsfeld von Theorie und Praxis erkundet. Ein Klassiker der nun wieder lieferbar ist.