Simmel schreibt 1916 in seinem Aufsatz Wandel der Kulturformen: Zwischen dem immer weiter
flutenden mit immer weiter greifender Energie sich ausdehnenden Leben und den Formen seiner
historischen Äußerung die in starrer Gleichheit beharren besteht unvermeidlich ein Konflikt
der die ganze Kulturgeschichte erfüllt obgleich er natürlich streckenweise latent bleibt. In
der Gegenwart aber scheint er mir für eine große Anzahl von Kulturformen in vollem Gange zu
sein. Dieser Grundgedanke wird in Simmels Aufsätzen und Abhandlungen zwischen 1909 und 1918 in
seinen unterschiedlichen Facetten entfaltet. Sie versammeln kunstphilosophische metaphysische
und erkenntnistheoretische Studien glänzende Ideenporträts (Der Spiegel) über Künstler wie
Rembrandt und Goethe sowie Arbeiten über den Weltkrieg und seine Bedeutung für die europäische
Kultur in denen Lebensphilosophie und Zeitdiagnose einander durchdringen.