Der Titel Individuation und Familie stellt einen Bezug zu dem früher erschienenen Band
Stierlins Delegation und Familie her. Der Begriff Delegation verweist auf die sich in
familiären Vermächtnissen und Aufträgen bezeugenden Kräfte die unserem Leben die Richtung
weisen es aber auch häufig in Form verinnerlichter Zwänge einengen und nicht selten ausweglos
anmutende Konflikte und Dilemmata programmieren. Der Begriff Individuation verweist dagegen auf
jene Gegenkräfte die es uns ermöglichen uns von überfordernden uns einengenden und in
Dilemmata verstrickenden Aufträgen und Vermächtnissen zu befreien uns eigene Ziele zu setzen
und uns dabei als selbstverantwortliche Zentren eigener Aktivität zu erleben. Gerade diese
Kräfte gilt es in der therapeutischen Arbeit zu aktivieren. Der Band gliedert sich in drei
Teile deren Thematik sich zum Teil überschneidet. Im ersten Teil - »Individuation und
Beziehungswirklichkeit« - geht es im wesentlichen darum darzustellen wie Individuation
genauer: bezogene Individuation jeweils in unterschiedlich gestörten Beziehungsszenarien
scheitert. Der zweite Teil - »Therapeutische Perspektiven« - befaßt sich mit Möglichkeiten und
Grenzen individuationsfördernder Interventionen und schließt mit Überlegungen zur Theorie der
systemischen Therapie ab. Der dritte Teil - »Gesellschaftliche und politische Perspektiven« -
behandelt vorwiegend Aspekte der deutschen Nazivergangenheit im Lichte der in diesem Bande
dargestellten klinischen Erfahrungen und Konzepte.