Anders als die klassische Anthropologie geht es der noch jungen Disziplin der
Kulturanthropologie nicht um den Menschen im allgemeinen und sein unabhängig von historischen
und kulturellen Prägungen konstituiertes 'Wesen' sondern um die unterschiedlichen
Menschenbilder die sich im Verlauf der Diskursgeschichte herausgebildet haben. Im Vordergrund
stehen dabei die materiellen ideellen und medialen Grundlagen ihrer Entstehung ihre Wirkung
und ihre mitunter gewaltsame Durchsetzung. Darüber hinaus interessiert sich diese literarisch
informierte und kulturwissenschaftlich interessierte Anthropologie auch für die
Körpergeschichte d. h. für die physischen und psychischen Voraussetzungen des Menschen die
den verschiedenen kulturellen Forderungen und Formungen immer wieder Grenzen setzen. Aus dieser
doppelten Perspektive widmen sich die Aufsätze dieses interdisziplinär angelegten Bandes dem
Zusammenhang zwischen »Literatur« und »Anthropologie«. Als Leitmotiv fungiert dabei die Frage
wie sich das Studium der Literatur für die Grundfrage nach dem Menschen in seinen historischen
und kulturellen Bedingungen fruchtbar machen läßt.