Michel Foucaults Vorlesung »Hermeneutik des Subjekts« die er 1981 82 am Collège de France
hielt war ein so umstrittenes wie einflußreiches Ereignis. Foucault bestimmte hier die
historischen wie theoretischen Voraussetzungen eines seiner wirkmächtigsten Konzepte: der Sorge
um sich. Der Entwurf einer Ästhetik der Existenz gewinnt in Foucaults subtiler Interpretation
klassischer antiker Texte seine Konturen. Seine Lektüre kanonischer Texte von Platon Mark
Aurel Epikur und Seneca zielt dabei auf eine neue Theorie des Subjekts die sich nicht auf
eine historische Rekonstruktion beschränkt sondern versucht eine andere - historische -
Perspektive auf die Konstitution des modernen Subjekts zu gewinnen: auf die Art und Weise wie
wir uns als Subjekte zu uns selbst verhalten. Dadurch eröffnet sich zugleich eine neue Sicht
auf die politischen Kämpfe der Gegenwart die sich nun als ein Aufbegehren gegen das
Verschwinden der Identität begreifen lassen.