Das politische Denken Kants wird zu oberflächlich gedeutet wenn man es - wie in der
vorherrschenden moralischen Interpretation - einfach als Fortsetzung seiner Ethik der 1780er
Jahre auffasst. Die bisherige Interpretation kann nicht erklären warum Kant darin zentrale
Moralitätsmerkmale wie das der intrinsischen Motivation oder das eines strikten
Universalisierungstests aufgibt. In seiner politischen Philosophie fehlen so viele
Charakteristika von Moralität dass man sie weit besser als Ausdruck einer eigenständigen Form
von nichtidealer Normativität auf der Basis der Rechtsidee begreift. Christoph Horn diskutiert
Kants ebenso faszinierenden wie problematischen Versuch eine ausschließlich deontologische
Form von politischer Normativität zu entwickeln ohne dabei auf eine Gütertheorie zurückgreifen
zu können.