Die Erstausgabe von Hermann Hesses »Siddhartha« erschien 1922 mit einer Startauflage von 6 Tsd.
Exemplaren. Heute beträgt allein die deutsche Gesamtauflage mehr als 3 Millionen Exemplare.
»Siddhartha« ist in 23 Sprachen übersetzt (nicht mitgerechnet die Übertragungen in die
indischen Dialekte). Allein in den USA erzielte das Buch seit 1951 eine Auflage von mehr als 5
Millionen. Vergleichbar ist seine Popularität im asiatischen Raum insbesondere in Indien und
Japan wo es bereits 1925 übersetzt wurde. »Siddhartha« gehört damit nicht nur zu den
bekanntesten Werken Hermann Hesses überhaupt sondern auch zu den einflußreichsten der
europäischen Literatur unseres Jahrhunderts. Der vorliegende Band versucht mit einer Auswahl
aus etwa 200 Arbeiten die bisher darüber bekannt geworden sind in die Wirkungsgeschichte des
Buches und den neuesten Stand der Forschung einzuführen. »Siddhartha« das war Neuland in der
westlichen Literatur. Durch seine Herkunft prädestiniert wie kein zweiter hat sich Hesse seit
der Jahrhundertwende unmittelbar nach dem Erscheinen deutscher Übertragungen der klassischen
indischen und chinesischen Literatur intensiv mit den Religionen und Philosophien Ostasiens
beschäftigt und ihre spirituellen Grundkonstellationen mit abendländischem Denken in Einklang
zu bringen versucht. Für ihn waren Ost und West nicht Gegensätze sondern sich ergänzende
Polaritäten zu deren unvoreingenommener Annäherung ja Verbindung er beitragen wollte.
»Siddhartha« war für Hesse der Ausdruck seiner Befreiung vom indischen Denken und aus jedem
Dogma eine Dichtung in der er das zu ergründen sucht was allen Konfessionen gemeinsam ist
und alle nationalen Verschiedenheiten verbindet. Wie wenig die zeitgenössische Kritik auf
solche Versuche vorbereitet war obwohl damals sowohl die Reden Buddhas wie auch die Bhagavad
Gita die Upanischaden und Richard Wilhelms glänzende Übersetzung der Werke des Lao Tse und
Konfuzius bereits vorlagen zeigen besonders deutlich die frühesten hier aufgenommenen
Rezensionen. Daran hat sich in der deutschsprachigen Literaturwissenschaft auch heute kaum
etwas geändert. Was damals Urkenntnis war ist jetzt oft bewußt Abwehr die mit stereotypen
Klassifizierungen wie »Eskapismus« »Innerlichkeit« etc. nur allzu unfreiwillig die eigene
Flucht vor dem Unvertrauen erkennen läßt. Die aufschlußreichsten Beiträge unserer Dokumentation
sind daher vorwiegend Studien aus dem Ausland den USA der UdSSR Indien und China. Einige
davon können hier zum ersten Mal publiziert werden.