»Ich kann schon die Einsprüche hören. Nicht schon wieder!Warum eigentlich nicht? Ein Thema so
gut wie jedes andere und ziemlich in Mode heutzutage.«Ein Autor wie Raymond Federman darf diese
bestürzende Wahrheit so lakonisch in Erinnerung rufen denn sein 'Thema' heißt Deportation und
Vernichtung. 'Post-Holocaust' hat Raymond Hederman seine Literatur genannt. Das
schriftstellerische Werk des heute in den Vereinigten Staaten lebenden Avantgarde-Autors bringt
der Suhrkamp Verlag seit vergangenem Jahr neu heraus oder stellt es wie den vorliegenden Roman
- 'betrifft: Sarahs Cousin' erstmals in deutscher Übersetzung vor. Das Versteck im Wandschrank
bewahrte Raymond Federman davor wie seine Eltern und Schwestern am 16. Juli des Jahres 1942
aus Paris nach Auschwitx deportiert zu werden. Er »hat den Tod hinter sich« - aber nicht vom
Tod wollen Raymond Federmans Romane erzählen sondern vom Überleben vom zweiten Leben eines
Verschonten.Sarah und ihr Cousin warten aufeinander: er wartet wegen eines verspäteten
Weiterflugs nach Israel auf dem Flughafen jener Stadt in der er geboren wurde sie erwartet
seit Stunden mit ihrem Mann Elis auf einem israelischen Flughafen ihren Cousin. Beide Sarah
hier und ihr Cousin dort sehen tiefbewegt von schmerzhaften schuldbeladenen und
selbstzweiflerischen Erinnerungen an ein geteiltes Schicksal ihrem ersten Wiedersehen seit 35
Jahren entgegen. Der Schrecken in ihrer Vergangenheit durch den ihnen auch ein »Mehr an Leben
verliehen worden war« ist datierbar auf den 16. Juli des zweiten Invasionsjahres als sie die
Deportation ihrer Eltern und Geschwister überlebten: die neunjährige Sarah auf der Straße weil
ihre Mutter sie zum Einkaufen schickte kurz bevor die Familie abgeholt wurde der drei Jahre
ältere Cousin im Wandschrank in den ihn seine Mutter stieß als die Soldaten kamen. Auf dem
Land versteckt überlebten Sarah und ihr Cousin fanden sich nach dem Krieg wieder bevor sich
ihre Wege trennten. Er emigrierte nach Amerika und wurde ein berühmter Bildhauer sie weil ihr
das Visum wegen einer Krankheit verweigert wurde wanderte aus um in einem Kibbuz mitzuhelfen
ein neues jüdisches Land und Leben aufzubauen.Das ist die Geschichte die Raymond Lederman
erzählt - oder genauer: er denkt nach über diese Geschichte die in »betrifft: Sarahs Cousin«
aus nichts anderem besteht als den melancholisch-heiteren Spekulationen über Form und
Möglichkeiten diese Überlebensgeschichte mitzuteilen.