Die Frau auf dem Bahnhof ist es wirklich Ruth die geheimnisvolle Freundin eines Mitschülers
auf der Klosterschule kaum verändert nach all den Jahren? Oder nur eine Einbildung? Zu
erzählen wäre eine irritierende Liebesgeschichte. Plötzlich unabweisbar tauchen
Erinnerungsbilder auf aus einer Welt die jahrzehntelang versunken war. Eine Eisenbahnbrücke
wird sichtbar ein Stauwehr eine Totenwache. Zögernd tastet sich der Erinnernde zurück
vergegenwärtigt: den ersten Schultag die strengen Regeln des Zusammenlebens im Internat die
Bösartigkeiten der Jungen aber auch das Schweigen zwischen ihnen die Rivalitäten und Intrigen
die Eigenarten der Lehrer die ersten Erfahrungen mit Liebe und Liebelei. Immer wieder gehen
die Erinnerungen zu Erich dem verletzlichen Zimmergenossen von damals der von den anderen
verspottet wurde und - uneingestanden - beneidet. Das Erinnern gerät ins Stocken und setzt
immer wieder neu an. Was waren das für Briefe die Erich zu seiner Verzweiflungstat tri eben?
Wer schrieb sie? Und welche Rolle spielt Ruth bei allem? Immer wieder werden einzelne Motive
umkreist wie Mosaiksteine fügen sich langsam die Details zu einem Bild wird das
Unaussprechliche benennbar: Einer ist gegangen. Erich. Und Ruth? Urs Faes Roman fragt mit
bohrender Intensität nach Verantwortung und Schuld ohne durch einfache Zuweisungen Entlastung
zu gewähren.