Lutz Seilers neue Gedichte entstanden zwischen 2000 und 2003 unternehmen eine Reise durch
vierzig kilometer nacht sie führen hinaus aus der vom Uranbergbau zerstörten
Herkunftslandschaft von pech & blende über »deutsche alleenstrassen« und »hinter
garagen-zeilen« - hinein in die historische Schichtung mitteldeutscher und brandenburger
Gegend. Mit außerordentlicher musikalischer Sprachkraft verbindet der Autor auf diesem Weg
Biographisches Landschaftliches und Politisches zu »Nervensystemen der Erinnerung«. Dabei sind
es die einfachen konkreten Dinge an denen Geschichte für einen Moment lesbar wird in einer
augenblicklich treffgenauen nicht wiederholbaren Konstellation von Vergangenheit und
Gegenwart. Vor jedem Gedicht schrieb Lutz Seiler liegt die »Geschichte die wir erlebt haben
das Gedicht trifft ihren Ton es erzählt sie nicht es erzählt ihren Ton«. Bedachtsam und nah
an den Substanzen arbeitet Seiler sein Material wieder und wieder durch unaufgeregt sicher im
Ton mit unverwechselbarer Stimme.