Von Wolfgang Koeppen ist die Aussage überliefert kein Bibliograph werde jemals in der Lage
sein sämtliche Zeitungs-Beiträge aus seiner Feder vollständig aufzuführen. Jörg Döring hat den
Pessimismus mit diesem Band der Werke widerlegt. Infolge der akribischen Autopsie fast aller
Publikationsorgane in denen Koeppen die Gelegenheit hatte zu publizieren ist eine
vollständige Übersicht der Feuilleton-Beiträge entstanden: Sie werden in diesem Band
vollständig und zum ersten Mal überhaupt gedruckt. Ihre (kommentierte) Neupublikation macht
einen Autor vor allem der dreißiger Jahre sichtbar der sich für (fast) nichts zu schade war
wenn entsprechende Aufträge vorlagen: In mehr oder weniger gelungenen Kurzbeiträgen zur Rubrik
»Witz« in den Rezensionen von Kinofilmen und Büchern wie in Berichten zu Theateraufführungen
bis zu generellen Betrachtungen über Kultur und Alltag artikuliert sich erstmals ein
Schriftsteller als junger Journalist. Sein Schreiben zeigt eine unablässige Neugier mit den
(politischen wie kulturellen) Tagesaktualitäten Schritt zu halten und sie als wissenswerte
Nachricht auszugeben. Zugleich besitzt der Zeitanalytiker als angehender Schriftsteller schon
in den dreißiger Jahre ein untrügliches Gespür für jene Ereignisse die als Signaturen der Zeit
und Zeichen des Kommenden zu gelten haben.