»Authentisch-biographisches Material« von Peter Suhrkamp galt bislang als »untergegangen« wie
seine ersten Biographen Siegfried Unseld und Helene Ritzerfeld konstatierten. Ein Irrtum wie
sich herausstellte: Denn es hat sich der Briefwechsel zwischen Suhrkamp und Annemarie Seidel
erhalten insgesamt 450 Briefe. Die Korrespondenz zwischen dem Verleger und der Schauspielerin
»Mirl« genannt mit der er seit 1935 verheiratet war erstreckte sich bis zum Tode Suhrkamps am
31. März 1959. Sie vermittelt zum ersten Mal einen unverstellten detaillierten Eindruck seiner
Person und seiner Arbeit. Die Dokumente zeigen welche Kämpfe Peter Suhrkamp in den
Anfangsjahren des »Dritten Reichs« als Leiter des S. Fischer Verlags mit der
nationalsozialistischen Bürokratie ausfocht - und wie er unterlag wie er im
Konzentrationslager Sachsenhausen überlebte wie er beim Neubeginn nach 1945 als Volkspädagoge
in Gefangenenlagern auftrat wie es zur Gründung des eigenen Verlags kam. Bislang kannte man
Suhrkamps private Motive seine Einstellungen zu Büchern und Autoren fast ausschließlich durch
Zeugnisse Dritter. In diesen Briefen läßt Suhrkamp selbst in unfreiesten Verhältnissen seine
Frau an all seinen Überlegungen teilhaben - und die beiden treten uns als Chronisten eines
Vierteljahrhunderts deutscher Geschichte Kultur und Literatur entgegen.