1959 kurz nach Uwe Johnsons Übersiedelung in den Westen Berlins und der Veröffentlichung
seines Debütromans Mutmassungen über Jakob beginnen der Briefwechsel und die Freundschaft
zwischen ihm und Hans Magnus Enzensberger. Über einen Zeitraum von acht Jahren verständigen sie
sich über die literarische und politische Lage und diskutieren die Spielräume politischen
Engagements. Zugleich aber zeugen die 161 Dokumente von einer Auseinandersetzung über
Möglichkeiten und Grenzen von Freundschaft. Bereits im Oktober 1966 forderte Uwe Johnson den
gemeinsamen Briefwechsel nicht mehr fuer eine kuenftige Edition und Altersversorgung
einzurichten sondern fuer Zwecke der brutalen Verstaendigung. Über scheinbar Alltäglichem kommt
es zu prinzipiellen Betrachtungen und zuletzt zu einem Zerwürfnis: Daß Uwe Johnson seine
Berliner Wohnungen Enzensbergers erster Frau Dagrun und dessen Bruder Ulrich zur Verfügung
stellt führt in Aporien von Vertrauen Bürgschaft und Verantwortung. Ein Jahr später erreicht
selbst diese Verständigung ihre Grenzen - unter Hinterlassung einer Korrespondenz bei der sich
beide Partner nichts schuldig bleiben: am wenigsten den hochpointierten Dialog zweier
grundverschiedener Naturen. Ihre Edition liegt hiermit vor.