»Meine dramatische Dichtung ist ein Versuch durch die Grenzen des materiellen Wortes des
materiellen Theaters hindurchzustoßen. Bei diesem Versuch geschieht ein Herausholen aus den
hiesigen bekannten Sprachgrenzen und ein wieder Hineinnehmen in diese. Das sind alles
Experimente.« Im Mai 1940 floh die Dichterin Nelly Sachs (1891-1970) mit einem der letzten
Flugzeuge aus Berlin nach Stockholm. So begannen dreißig Jahre Exil in denen ein Werk entstand
das 1966 mit dem Nobelpreis für Literatur geehrt wurde. Band III der neuen kommentierten
Werkausgabe enthält sämtliche szenischen Dichtungen die zur Lebenszeit der Dichterin
veröffentlicht wurden und darüber hinaus ein Dutzend unveröffentlichter Arbeiten vorwiegend
aus den 1960er Jahre. Es sind dies gestische Stücke bisweilen an Beckett gelegentlich an
Lorca erinnernd die noch ihre Gattung suchen. Zum ersten Mal läßt sich an ihnen verfolgen wie
Sachs sich vom »Kulttheater« ihrer frühen Nachkriegsstücke hin zu einer szenischen Dichtung
bewegte die schließlich mit Tanz Musik und Mimus die Grenzen des Sagbaren erweitert.