»In diesen Roman geriet ich aus Versehen oder vielmehr durch eine Bequemlichkeit.« Dieser Satz
eröffnet eine Recherche über das Leben zweier Familien während des vergangenen Jahrhunderts.
Ein Roman also des 20. Jahrhunderts der des Schriftstellers Rainer Trutz und der von Waldemar
Gejm einem Professor für Mathematik und Linguistik an der Lomonossow-Universität der seit
Jahren ein neues Forschungsgebiet entwickelt: die Mnemotechnik die Lehre von Ursprung und
Funktion der Erinnerung. Die partei-offizielle Gedächtnissteuerung staatlicher Stellen wird
Trutz wie Gejm in den darauffolgenden Jahren zum Verhängnis: Der Deutsche wird in einem
sowjetischen Arbeitslager erschlagen. Die Umschwünge der Politik des Genossen Stalin führen im
Falle Gejm zur Deportation mit anschließendem Tod. Nur die beiden Söhne Maykl Trutz und Rem
Gejm überleben und begegnen sich Jahrzehnte später im wiederhergestellten Deutschland und
machen fast dieselben Erfahrungen wie ihre Väter. In seiner objektiven und zugleich
einfühlenden Chronik der Lebensläufe zweier Familien bündelt Christoph Hein die vergebliche
Hoffnung auf eine Existenz jenseits von Elend und Sklaverei. Und so ist ihm ein
Jahrhundertroman im zweifachen Sinn gelungen: ein Jahrhundert umgreifend ein Jahrhundert
widerspiegelnd ein Jahrhundert verstehbar zu machen und nachzuerleben.