In Bildern von enormer Eindringlichkeit schildert Serhij Zhadan wie sich die vertraute
Umgebung in ein unheimliches Territorium verwandelt. Mindestens so eindrucksvoll ist seine
Kunst von trotzigen Menschen zu erzählen die der Angst und Zerstörung ihre Selbstbehauptung
und ihr Verantwortungsgefühl entgegensetzen. Seine Auseinandersetzung mit dem Krieg im Donbass
im Osten der Ukraine findet mit seinem Roman Internat ihren vorläufigen Höhepunkt. Ein junger
Lehrer will seinen 13-jährigen Neffen aus dem Internat am anderen Ende der Stadt nach Hause
holen. Die Schule in der seine berufstätige Schwester ihren Sohn geparkt hat ist unter
Beschuss geraten und bietet keine Sicherheit mehr. Durch den Ort zu kommen in dem das zivile
Leben zusammengebrochen ist dauert einen ganzen Tag. Der Heimweg wird zur Prüfung. Die beiden
geraten in die unmittelbare Nähe der Kampfhandlungen ohne mehr sehen zu können als den
milchigen Nebel in dem gelbe Feuer blitzen. Maschinengewehre rattern Minen explodieren öfter
als am Tag zuvor. Paramilitärische Trupps herrenlose Hunde tauchen in den Trümmern auf
apathische Menschen stolpern orientierungslos durch eine apokalyptische urbane Landschaft.