»Das eigene Geburtsdatum ist schwer loszuwerden. Auch M. schleppt es mit sich herum.« Die
ersten zwanzig Jahre sind ein Gepäck das ein Mensch nie wieder los wird. Aber die Erinnerung
ist ein fragmentarischer und unzuverlässiger Ratgeber. Deshalb nimmt sich der Autor die
Freiheit der Regie und der Collage fügt Motive Bilder und Anekdoten zu einem Opus incertum
zusammen. So nannten die alten Römer eine spezielle Art ihres Mauerbaus: ein »ungesichertes
Werk«. In Impressionen Sprüngen und Exkursen folgen wir also den Geschichten des M. den
Abenteuern eines der sich den Zumutungen der Geschichte zu entziehen wusste: Familien-Bande
und erste Liebe frühe Lektürelust und Mediensucht jede Art von Ausweichmanöver vor falscher
Autorität ein missglückter Sprengstoffversuch Fahnenflucht Schwarzhandel und dann das Glück
akademischer Freiheit im Studium - noch jenseits von Pisa und Bologna: Ob es um jesuitisch
geprägte Marx-Exerzitien oder unter Vortäuschung von Altgriechisch-Kenntnissen um ein
»Mokka-Seminar« im professoralen Salon ging um ein bisschen Linguistik oder Psychiatrie - hier
ließ man ihn in Ruhe. Aber ist es nur das Buch eines Subjekts namens M.? Der Autor selbst
bewahrt uns mit Blaise Pascal vor dem Irrtum: »Manche Autoren sagen wenn sie von ihren
Werken sprechen: Mein Buch mein Kommentar meine Geschichte. Besser wäre es sie sagten: Unser
Buch unser Kommentar unsere Geschichte - weil gewöhnlich mehr Gutes von anderen als von ihnen
darin steht.«