Ann Cotten ist erwachsen geworden was uns ein Stück weit in die Zukunft katapultiert. Sie
behauptet nur mehr konstruktiv am Funktionieren eines vernünftigen Lebens für möglichst alle
interessiert zu sein. Ganz der menschenfreundliche Roboter quasi. Aber ihre seltsam
labyrinthische allzu respektvolle Art mit Problemen umzugehen zeugt noch von den Erfahrungen
die sie als junge Lyrikerin sammeln konnte. In Proteus wird der ewigjugendliche Protagonist
zusammen mit seiner Geliebten einer slowenischen Erfolgspolitikerin mit zwei Kindern in ein
Paralleluniversum exportiert in dem jede Überlegung Realität wird. Indessen halten sich die
alternden Bewohnernnnie des kurz nach Eröffnung bankrott erklärten Siedlungsasteroiden Amore
(KAFUN) an Klischees und Running Gags fest um einen Halt gegen die Trauer zu finden die eine
größere Gefahr darstellt als Internetlosigkeit kosmische Strahlung und humanitäre
Instantnudeln zusammen. Eine antigoneische Mission rettet die Helden vor der Versumpfung im
eigenen Überleben. Eine Sammlung von Erzählungen wie ein Schuss ins Knie. Was Ann Cotten die
letzten Jahre etwas hochstaplerisch als »Science Fiction auf Hegelbasis« angekündigt hat ist
jetzt gekommen. Lyophilia erinnert an Tarkowskijs Special Effects: eine Formulierung vor eine
Wirklichkeit gehalten und plötzlich wird präzise was sonst in der Form eines dumpfen Ahnens
herumvegetiert. Und wo der mögliche Realismus aufhört fließt heiß und pochend Emotion heraus.