Im März 1966 stellt Egon Bahr ein Manuskript fertig. Unter dem Titel »Was nun?« skizziert er
damals Pressesprecher des Regierenden Bürgermeisters von Berlin darin eine neue Ost- und
Deutschlandpolitik. Er übergibt es stolz seinem Chef - und der Text verschwindet in der
Schublade. Angesichts der Möglichkeit einer Großen Koalition berge die Denkschrift zu viel
Sprengstoff fürchtet Willy Brandt. Doch die beiden machen sich schon bald daran Bahrs Konzept
im Zuge der »Neuen Ostpolitik« Schritt für Schritt zu verwirklichen: Sie lassen die
Hallstein-Doktrin hinter sich setzen auf »Wandel durch Annäherung« und bringen die Ostverträge
auf den Weg. Brandts Kniefall in Warschau steht bis heute sinnbildlich für diese Politik. Dem
Kanzler wird sie den Friedensnobelpreis einbringen seinem wichtigsten Berater und engsten
Freund den Ruf des brillanten außenpolitischen Analytikers. 30 Jahre nach dem Mauerfall wird
Egon Bahrs Denkschrift nun endlich veröffentlicht. Der Historiker Peter Brandt ordnet Bahrs
Strategie in das politische Spannungsfeld der sechziger Jahre ein. Ein historisches Dokument
ersten Ranges.