Nach Stationen bei der UN in New York und Burundi arbeitet Mira für das Büro der Vereinten
Nationen in Genf. Während sie tagsüber Berichte über Krisenregionen und Friedensmaßnahmen
schreibt eilt sie abends durch die Gänge der Luxushotels um zwischen verfeindeten
Staatsvertretern zu vermitteln. Bei einem Empfang begegnet sie Milan wieder in dessen Familie
sie nach der Trennung ihrer Eltern im Frühjahr 94 einige Monate gelebt hat. Die Erinnerungen an
diese Zeit aber auch Milans unentschiedene Haltung zwischen gesuchter Nähe und schroffer
Zurückweisung überrumpeln und faszinieren sie zugleich. Als ihre Rolle bei der Aufarbeitung des
Völkermords in Burundi hinterfragt wird gerät auch Miras Souveränität ins Wanken ihr Glaube
sie könne von außen eingreifen ohne selbst schuldig zu werden. Was bedeuten Vertrauen und
Verantwortung? Wie greifen Schutz und Herrschaft ineinander? Wie verhält sich Zeugenschaft zur
Wahrheit? Und wer sitzt darüber zu Gericht? Hellsichtig und teilnahmsvoll geht Nora Bossong in
ihrem virtuosen Roman diesen Fragen nach - in privaten Beziehungen wie auf der großen
politischen Bühne - und setzt den Konflikten der Vergangenheit die Hoffnung auf Versöhnung
entgegen.