Schätzungen zufolge überlebten etwa 180.000 zwischen 1935 und 1944 geborene jüdische Kinder den
Holocaust. Einige waren versteckt oder mit Kindertransporten in Sicherheit gebracht worden
andere wurden von alliierten Truppen aus Konzentrationslagern befreit. Nach 1945 ging man davon
aus sie würden das Erlebte rasch überwinden oder schlicht vergessen schließlich hätten sie ja
»Glück« gehabt. Ihre Erinnerungen galten als weniger authentisch in der Forschung spielten sie
lange nur eine marginale Rolle. Erst in den letzten Jahren haben sie Anerkennung als
Überlebende und Zeuginnen gefunden. In ihrer beeindruckenden Studie folgt Rebecca Clifford
diesen sehr jungen Überlebenden auf ihren Wegen aus den Trümmern des Krieges ins
Erwachsenenalter. Im Mittelpunkt steht dabei die Frage: Wie können Menschen ihrem Leben einen
Sinn abgewinnen wenn sie nicht wissen woher sie kommen? Wenn sie die Angehörigen verloren
haben die ihnen dabei helfen könnten ihre fragmentierten Kindheitserinnerungen einzuordnen?
Clifford wertet Archivmaterial und Oral-History-Interviews aus und bringt unerwartete und
schockierende Geschichten ans Licht. Ihre Befunde zwingen uns unsere Annahmen über die Folgen
von Traumata und die Natur des Gedächtnisses zu revidieren.