Medusa wird im Mythos vom Gott der Meere vergewaltigt woraufhin sie sich in eine geflügelte
Gestalt mit Schlangenhaaren verwandelt deren Anblick jeden zu Stein erstarren lässt. Medusas
gewaltvolle kaleidoskopisch angelegten Memoiren sind bei Sivan Ben Yishai eine Widmung an alle
Liebenden die Momente unserer kollektiven Erinnerung auflistet: zwischen Begehren und Gewalt
zwischen Porno und sexuellen Fantasien zwischen politischen Attacken und familiär eingeübtem
Wegschauen. In einem nur scheinbaren Gegenszenario imaginieren fünf junge Mädchen gemeinsam den
Traummann ihrer Zukunft sich selbst unwillkürlich als perfektes Attribut an seiner Seite. Auf
einer dritten Erzählspur entwirft die Autorin eine buchstäbliche Umkehrdynamik der tradierten
Erzählmuster: Eine Frau greift zum Messer verlässt den Tatort Ehebett kapert einen
vollbesetzten Bus und legt den Rückwärtsgang ein um die Jahrhundert-Story-Lines und all das
zerschundene menschliche Liebesfleisch einzusammeln und zu dekompostieren. Könnte es nicht zum
Humus werden für eine Öko-Sphäre der feministischen Narrative? »Es war eine halbe
Vergewaltigung Nicht wirklich eine Vergewaltigung Sie sagte härter Sie sagte
schneller Während sie vergewaltigt wurde Dann ging sie nach Hause und saß die ganze
Nacht am Handy und sucht auf Tinder ein Date für morgen«