Durch Geschichte und Gegenwart verfolgt Durs Grünbein in diesem neuen seinem zwölften
Gedichtband seinen Kurs des Poetisch-historischen Gedichts. Als Spurensicherung Ortsbestimmung
versteht der Dichter seine Streifzüge durch Zeiten und Räume in denen er nicht nur Deutschland
sondern auch dem Gegenpol vieler Deutscher Italien und in beiden Ländern sich selbst
begegnet. Immer hier wie dort kreuzt Vergangenheit den Weg des Wanderers. Durch
Mörderreviere führen seine Verse ebenso wie über Lichtungen zu Tauchgängen im Mittelmeer wie
auf gesamtdeutsche Sandpfade und betonierte Magistralen zwischen Kiesgruben und Flakbunkern
entlang der Ost-West-Achse des unruhigen wieder mit Kriegen konfrontierten Kontinents. Dass
bei solchen Eindrücken der europäische Gedanke ins Spiel kommt - als Realität und Utopie -
wird niemanden wundern der Grünbein auf seinen Wegen gefolgt ist. »Für alle Fälle kann
Dichtung auch das sein: ein Gerät zum Einfangen der Zukunft.« In seinen Versen verbindet
sich die genaue Betrachtung kleiner Dinge mit der feinen Ironie eines Beobachters dem gerade
das unter den großen Themen oft Verschüttete am Herzen liegt. Mit wenigen Strichen ein Gedicht
zu zeichnen ist seine mit den Jahren gereifte Kunst.