Andrew Langs berühmten Bericht über den Totemismus aus dem Jahr 1911 für eine falsche
Übersetzung und Verwechslung haltend formulierte Lévi-Strauss eine grundlegende Kritik des
Totemismusbegriffs: Seit mehr als 70 Jahren beschäftigten sich die Humanwissenschaften mit
einer Illusion. Man müsse die Idee eines religiösen Totemismus verwerfen um die dahinter
verborgenen Strukturen freizulegen: die umfassende menschliche Fähigkeit Gesellschaften zu
ordnen und soziale Verbindungen zu schaffen.Lévi-Strauss der seit Das Ende des Totemismus und
Das wilde Denken als Begründer des Strukturalismus galt öffnete das westliche Denken zugunsten
der Möglichkeiten neuartiger Erfahrungen. Unterschiede zwischen den Kulturen interessierten ihn
weniger als deren Parallelen die Vorstellung westliche Zivilisationen und deren
Fortschrittslogik seien anderen Kulturen überlegen lehnte er entschieden ab. Mit dem
befreundeten Linguisten Roman Jakobson übertrug er linguistische Theorien auf die Anthropologie
Kulturen ähnelten für ihn menschlichen Sprachen: Nur von außen lassen sich die zugrunde
liegenden Regeln erkennen und deuten.Claude Lévi-Strauss war eine der prägendsten Figuren der
humanwissenschaftlichen Forschung im 20. Jahrhundert. Philosophen und Schriftsteller wie Michel
Leiris Maurice Blanchot und Georges Bataille nahmen seine Schriften begeistert auf. Zahlreiche
Universitäten verliehen ihm die Ehrendoktorwürde und er war Ehrenmitglied der Académie
française.