Für gewöhnlich wird über Religion unter theologischen historischen oder politischen
Gesichtspunkten nachgedacht. Darüber gerät in Vergessenheit dass Götter den Gläubigen stets
vermittelt begegnen - in Texten oder durch Medien. Dichter legen ihnen Metaphern in den Mund
Priester inszenieren effektvoll Rituale Konfessionen werden auch über ästhetische Verfahren
konstituiert. Religionen sind immer auch literarische Produkte mit deren Hilfe die Autoren um
Klienten auf dem engen Markt der Aufmerksamkeit konkurrieren. In Die Götter zum Sprechen
bringen entwirft Peter Sloterdijk eine Ästhetik des Theologischen: Theopoetik. In der Gegenwart
so das Fazit von Sloterdijks Gang durch drei Jahrtausende Theologiegeschichte ist die Religion
zu ihrer nicht weiter reduzierbaren Funktion befreit: der Auslegung der Existenz in ihrer
Singularität und Verwobenheit mit anderen Singularitäten.