Jammes Arbeit sucht den Grundgedanken einer Rede vom Mythos jenseits der gängigen Dichotomie
»Mythos -Logos« durchzuhalten. Dabei werden nicht nur die wichtigen Positionen aktueller
philosophischer Mythos-Theorien kritisch gesichtet  sondern auch eigene systematische Konzepte
entwickelt. Neben dem Problem der Interkulturalität geht es wesentlich um den Aufweis der
Fruchtbarkeit hermeneutischer und phänomenologischer Ansätze für die Erforschung archaischer
Kulturen und die Theorie-Diskussion innerhalb der Ethnologie. Den durchgängigen Hintergrund
bildet dabei das Problem der Fremderfahrung  denn das Bemühen um eine Neubegründung der
Rationalität im Rahmen einer Mythentheorie  verstanden als Selbstaufklärung der Vernunft  ist
angewiesen auf eine Kulturtheorie  die ohne eine generelle Theorie der Fremderfahrung nicht
auskommt. Gleichzeitig legt die Arbeit einen Entwurf einer Geschichte der »mythischen
Symbolisierung« in den Frühstadien der Menschheitsentwicklung vor  der zu dem Ergebnis gelangt
daß der (literarische) Mythos  wie wir ihn kennen  nichts Archaisches ist  sondern etwas
Sekundäres: er ist nämlich schon eine Antwort auf bestimmte  wohl erstmals zur Zeit der
neolithischen Revolution entstandene Defiziterfahrungen. Jenseits der fruchtlosen Alternative
von Remythologisierung vs. Entmythologisierung ist schließlich die Kunst der Gegenstand der
Diskussion - als nicht nur immer gegenwärtige »Arbeit am Mythos« (Blumenberg)  sondern vor
allem als Alternative zum Mythos in der Gegenwart. Hier wie auch in anderen Passagen der Arbeit
werden Thesen der Wahrburg-Schule auf ihre bleibende Gültigkeit befragt.