Kant kommt in seiner kritischen Theorie zu dem Schluß dass unser Denken das einerseits durch
die Ideen der Vernunft immer wieder in die Irre geführt wird andererseits nicht ohne diese
Ideen auskommen kann. Wir bedürfen der Einsicht daß es der »konstitutive Gebrauch« dieser
Ideen ist der uns notwendig zu verfehlten metaphysischen Annahmen verleitet während ihr
regulativer Gebrauch für uns Vernunftwesen unentbehrlich ist. Diese Grundeinsicht der
kritischen Philosophie bringt Thomas McCarthy in den hier vorgelegten Untersuchungen in
wechselnden Kontexten zur Anwendung. Die Vernunft deren Kritik die Philosophen heute
beschäftigt kann allerdings nicht mehr dieselbe sein wie zu Kants Zeiten. Es ist eine Vernunft
die nicht mehr zu trennen ist von den gesellschaftlich geprägten Situationen in denen sie sich
manifestiert: Es ist eine verkörperte durch kulturelle und soziale Praktiken vermittelte
Vernunft. Kurz die philosophische Kritik kann heute nicht mehr der »reinen« Vernunft gelten
sondern sie bezieht sich notgedrungen auf eine »unreine« Vernunft.