Den Gründer und Leiter des legendären Malik-Verlages hat Ernst Bloch wahrscheinlich erst im
April 1936 persönlich kennengelernt: Wieland Herzfelde nimmt die aus Paris kommenden Blochs auf
dem Prager Hauptbahnhof in Empfang und kümmert sich in rührender Weise um die Ankömmlinge und
ihre Sorgen. Von diesem Augenblick an wächst zwischen den beiden Männern ein ebenso herzlicher
wie freundschaftlicher Kontakt der auch über die langen Jahre des Exils in den USA gepflegt
wird wohin Bloch 1938 und Herzfelde 1939 emigrieren müssen.Herzfelde hat die einzige
Buchpublikation Blochs in den USA in dieser Zeit ermöglicht (Freiheit und Ordnung 1946) aber
die Korrespondenz reduziert sich nicht auf eine bloße Autor-Verleger-Beziehung: Sie ist ein
beredtes Zeugnis gegenseitiger Solidarität in schwierigen Lagen. So erweist sich Herzfelde als
kundiger Berater und zuverlässiger Vertrauter in Dingen des praktischen Lebens wie in Sachen
Politik und Bloch ist kluger Mentor und erster Kritiker bei der Entstehung der heiter-bitteren
nachdenklichen Geschichten des Buches Immergrün. Mit 201 Zeugnissen ist dieses Briefkonvolut
fast lückenlos überliefert und gehört zu den umfangreichsten Korrespondenzen der amerikanischen
Exiljahre Blochs: eine detailreiche und intime Quelle zu Lebens- und Werkgeschichte beider
Briefpartner.