Die in diesem Band vereinigten Aufsätze kreisen um zwei Grundfragen der theoretischen
Philosophie. Zum einen geht es um die ontologische Frage des Naturalismus: Wie kann die aus der
teilnehmerperspektive unhintergehbare Normativät einer sprachlich strukturierten Lebenswelt in
der wir uns als sprach- und handlungsfähige Subjekte immer schon vorfinden mit der Kontingenz
einer naturgeschichtlichen Entwicklung soziokultureller Lebensformen in Einklang gebracht
werden? Zum anderen geht es um die erkenntnistheoretische Frage des Realismus: wie ist die
Annahme einer von unseren Beschreibungen unabhängigen für alle Beobachter identischen Welt mit
der sprachphilosophischen Einsicht zu vereinbaren daß uns ein direkter sprachlich
unvermittelter Zugriff auf die nackte Realität versagt ist? In 'Erkenntnis und Interesse' hatte
Jürgen Habermas diese Grundfragen der theoretischen Philosophie im Sinne eines schwachen
Naturalismus und eines transzendentalpragmatischen Erkenntnisrealismus beantwortet. Doch diese
Themen sind verblaßt seitdem das Desiderat einer erkenntnistheoretischen Rechtfertigung der
kritischen Gesellschaftstheorie mit dem Versuch einer direkten sprachpragmatischen Begründung
überflüssig wurde. Die pragmatischen Voraussetzungen des verständigungsorientierten Handelns
hat Jürgen Habermas inzwischen unabhängig von den transzendentalen Bedingungen der Erkenntnis
analysiert. Die im Zentrum diese Bandes stehenden Fragen werden aus der Perspektive der dabei
entwickelten formalen Pragmatik behandelt.