Das Verhältnis zwischen Wahrheit und Fortschritt wird von Rorty ganz anders dargestellt als es
in der Philosophie üblich ist. Nicht die Erkenntnis der Wahrheit führt zum Fortschritt nein
-es ist die Einsicht in die Belanglosigkeit aller herkömmlichen Wahrheitsvorstellungen die
Fortschritte ermöglicht. Wer philosophische Wahrheitsbegriffe auf die leichte Schulter nimmt
kann den Fortschritt ernst nehmen. Wer die Vorstellung von einer unabhängig existierenden der
menschlichen Vernunft zugänglichen Realität der Tatsachen und der Werte aufgibt kann mit
offenen Ohren neuen Stimmen lauschen und von fremden Kulturen wie von feministischer Politik
lernen. In seinem neuen Buch erhellt Rorty das dialektische Verhältnis zwischen Wahrheit und
Fortschritt durch Kritik an eingebürgerten philosophischen Theorien durch verständnisvolle
Interpretationen anderer Autoren und durch geduldige Abwehr der gegen seine Position erhobenen
Einwände. Fortschritt im Sinne des von Rorty verfochtenen Pragmatismus ist Linderung
menschlichen Leids Toleranz gegenüber Andersdenkenden und Hilfe für unterdrückte Minderheiten.
Das sind allgemeine Ziele. Der unverwechselbare Witz mit dem sie propagiert werden zeichnet
Rortys Denken aus.